Capital Wirtschaftsnachrichten


26.07.2024 18:30

Eine Stadt im Ausnahmezustand zieht weniger Touristen an als gewohnt, Olympia verpatzt dem Gastgewerbe das Sommergeschäft – und Mondpreise schrecken ab

Eine Woche vor Beginn der Olympischen Sommerspiele ist Frankreichs Hauptstadt bereit. Schon im Juni wurden die 30 Tonnen schweren Olympischen Ringe auf den Eiffelturm gehievt. Seither ist ein Großaufgebot von Polizei und Militär zum Schutz des Wettbewerbs angerückt. Auf den Champs Elysées öffnet der Megastore seine Türen, damit Fans und Besucher Maskottchen, Shirts und Kappen mit nach Hause nehmen. Auf 15 Millionen Olympia-Besucher stellt Paris sich vom 26. Juli bis 11. August ein – mehr als doppelt so viele wie es 2008 nach Peking zog.

Doch was wirtschaftlich von dem Mega-Event hängen bleibt, ist längst nicht ausgemacht. Für den Tourismus – vor allem in Paris selbst – erweist es sich als zweischneidiges Schwert. Denn abgesehen vom Andrang der Austragungswochen vermiesen die Spiele die Saison. Egal ob Bateaux-Mouches, Bistros oder Brasserien – die Zahl der Paris-Besucher im Sommer der Spiele 2024 zieht die Laune der Tourismusbranche in den Keller. Was die Wirtschaftlichkeit des Sportereignisses betrifft, so könnte es am Ende ein Nullsummenspiel werden.

Mit über 40 Millionen Touristen im Jahr ist Paris die meistbesuchte Metropole des Planeten. Zu normalen Zeiten lassen sich täglich etwa 10.000 Passagiere in den Monaten Juni und Juli über die Seine schaukeln, meist aus Übersee. In diesen Wochen nähmen die Ausflugsdampfer aber höchstens 6500 Touristen am Tag auf, sagt ein Bootsbetreiber. Vor allem Amerikaner, Inder, Brasilianer oder Mexikaner blieben weg. Hotelbesitzer, Ladenbetreiber, Gastronomen und Freizeitveranstalter – sie alle sind enttäuscht. Der Umsatz für Übernachtungen lag im Juni um ein Viertel niedriger als im Jahr davor, berichtet die Beraterfirma MKG Consulting.

Die Vorbereitungen zu den Wettkämpfen verursachen in Frankreichs Hauptstadt auch ein beschwerliches Verkehrschaos. Der Trend war bekannt von London 2012, obwohl die Spielstätten dort weit verstreut lagen. In Paris konzentriert sich alles auf die Innenstadt. Die Infrastruktur stand zwar schon zu 95 Prozent, neu gebaut wurde nur das Olympische Dorf im Bezirk Saint-Denis und der Olympische Pool. Doch die Arbeiten an den Austragungsorten machen das Zentrum zur gigantischen Baustelle. 

Polizisten auf dem Place de la Concorde. Die Champs-Elysee mit dem Arc de Triomphe im Hintergrund ist teilweise gesperrt
Polizisten auf dem Place de la Concorde. Die Champs-Elysee mit dem Arc de Triomphe im Hintergrund ist teilweise gesperrt
© dpa / Robert Michael

Nicht nur Verkehrsadern sind blockiert, außer Betrieb sind auch Knotenpunkte im Metro-Netz wie der Place de la Concorde, wo Gastronomen sich fragen, ob sie besser schließen. Ein Manager des Hotel Lutetia berichtet, er verdiene seit Ende Mai vier Mal weniger als sonst; dafür fünf Mal mehr während der Spiele. Aber unter dem Strich werde der Sommer nicht außergewöhnlich – „Wir sind weit entfernt von dem, was wir uns anfangs vorgestellt haben.“

Air France und KLM rechnen mit weniger Flügen

Ob Individual-, Gruppen- oder Geschäftsreisende – viele meiden Paris, weil es ungleich schwerer ist, sich im Ausnahmezustand von A nach B zu bewegen. Tatsächlich verbucht die Pariser Tourismuszentrale zehn Prozent weniger Ankünfte auf den Flughäfen im Juni und 15 Prozent weniger in den ersten drei Juli-Wochen. Sobald das Olympische Feuer brenne, erwarte man einen Anstieg um 25 Prozent, sagt Corinne Menegau vom Pariser Touristenbüro dem „Figaro“. „Wir beobachten eine Verlagerung der Besucherströme auf die zweite Sommerhälfte.“

Deutlich pessimistischer sehen Air France/KLM das gesamte Sommergeschäft: Paris falle als Reiseziel durch, teilten sie Anfang Juli mit. Die Olympischen Spiele verpatzten der Airline samt Billigflieger Transavia unter dem Strich die Saison. Mit 160 bis 180 Mio. Euro Umsatzeinbuße rechnet die Fluggesellschaft von Juni bis August. 

Auf dem Place de la Concorde werden Zuschauertribünen für die Wettbewerbe der Olympischen Spiele aufgebaut
Auf dem Place de la Concorde werden Zuschauertribünen für die Wettbewerbe der Olympischen Spiele aufgebaut
© dpa | Frank Molter

Wenn nun weniger Amerikaner vor und nach den Spielen eine Wein- oder Schlössertour zu Rhone und Loire unternehmen, so könnte die Branche mehr als sonst von heimischen Touristen profitieren. Erfahrungsgemäß verfolgen mehr inländische Fans die Wettbewerbe, weiß der Sporttourismusexperte Felipe Bertazzo Tobar. „Sie haben zwei Drittel der Eintrittskarten gekauft. Zugleich setzt sich umgekehrt ein Strom von Parisern Richtung Nizza, Lyon, der Französischen Riviera oder Monaco in Bewegung, die vor dem Großereignis flüchten.“

Abgeschreckt haben sicher auch Berichte über astronomische Preise für Unterkünfte in Paris und Umgebung. Darauf deutet die Auslastung von Hotels und Privatquartieren in den acht Wochen vor den Spielen hin, die zwischen zehn und 20 Prozent niedriger liege als im Vorjahr, schätzt das Tourismusbüro: eher bei etwa 60 Prozent statt der üblichen 80 Prozent. In freudiger Erwartung auf den Besucheransturm waren Preise schier explodiert.

Das olympische Maskottchen „Phryges“ der Sommerspiele 2024 in Paris
Das olympische Maskottchen „Phryges“ der Sommerspiele 2024 in Paris
© dpa | Jens Kalaene

Auf dem Höhepunkt verlangten Privatvermieter über Airbnb oder Booking häufig das Zweieinhalbfache. Ein Apartment in Eiffelturm-Nähe für 3000 Euro die Nacht war keine Seltenheit. Dennoch lagen Vermittlungen Anfang Juli bei rekordverdächtigen 400 Prozent über Vorjahr. Vier-Sterne-Hotels verlangten für die Wochen des Wettbewerbs bis zu 1000 Euro pro Nacht. Im Schnitt wurden für eine Hotelnacht 699 Euro aufgerufen. Inzwischen habe sich die Übernachtung in der Region Paris auf durchschnittlich 342 Euro eingependelt, 70 Prozent mehr als im Juli und August des Vorjahres. 

Kosten und Nutzen halten sich die Waage

Bei Berechnungen des wirtschaftlichen Nutzens der Spiele für die Stadt fallen die Früchte aus dem Tourismus mit etwa 30 Prozent ins Gewicht. Während das Budget für die Austragung auf etwa 9 Mrd. Euro geschätzt wird, taxierte eine Studie den Mehrwert für Paris samt der umliegenden Region Ile-de France auf mindestens 6,7 Mrd. Euro und höchstens 11,1 Mrd. Euro. Neben den Dienstleistungen für Besucher entfallen davon 42 Prozent auf den Organisationsaufwand und 28 Prozent auf Baumaßnahmen. Das Großereignis schaffe zudem 180.000 Jobs.

Laut der Studie, die vom Zentrum für Sportrecht und -ökonomie (CDES) im Auftrag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und des Organisationskomitees der Spiele erstellt wurde, verteilt sich die errechnete Wertschöpfung jedoch auf 17 Jahre – von 2018 bis 2034 – und fällt damit eher bescheiden aus. Die Pariser Presse jedenfalls mockierte sich über die „Farce“ eines wirtschaftlichen Erfolgs, der sich in Luft auflöse. Bestenfalls könnten sich also Kosten und Nutzen die Waage halten.Warum Omega der Zeitmesser der Olympischen Spiele ist und bleibt

In der Vergangenheit haben alle Olympische Spiele den Kostenrahmen gesprengt. Die Organisatoren von Paris sagten zu, die Stadtkasse nur begrenzt zu belasten und ein Drittel der Kosten von Sponsoren einzuholen. Der Rest soll über Eintrittskarten, Hospitality und das IOC gedeckt werden. 

Glänzende Ökobilanz 

Mit einer Bilanz will Paris aber auf jeden Fall glänzen – mit der Ökobilanz. Kurze Lieferketten sollen den CO2-Fußabdruck so klein wie möglich halten – und Sponsoren entsprechende Vorzüge mitbringen. Firmen wie ArcelorMittal ergriffen die Chance, ihre ökologische Seite sichtbarer zu machen. So steuert der Stahlkonzern neben dem Emblem am Eiffelturm rund 2000 Fackeln aus recyceltem Material aus französischer Produktion bei. Der heimische Sportkonzern Decathlon stattet die Armee freiwilliger Helfer mit Outfits aus. Die Supermarktkette Carrefour übernimmt die Versorgung der Athleten. 

Das Design der Medaillen und Bekleidung des französischen Kaders gehen auf Kosten des Luxusgüterkonzerns LVMH – mit vermeintlich 150 Mio. Euro. Die Logistikgruppe CMA CGM aus Marseille organisiert Transporte: von Betten für die 10.500 Olympioniken über Pferde aus aller Herren Länder bis hin zu Sitzschalen für die Tribünen – wie entlang der Seine-Ufer, von wo am 26. Juli über 300.000 Zuschauer die Eröffnungszeremonie verfolgen können.

So feiern die Organisatoren von Paris 2024 als sicheren ökologischen Wert, dass im Fußabdruck ganze 88 Prozent der Lieferanten französische Firmen sind, davon 79 Prozent Mittelständler und wiederum zu zwei Dritteln aus der unmittelbaren Umgebung der Hauptstadt. Und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hielt neun Tage vor Startschuss auch ihr Versprechen, in der Seine zu baden – zum Beweis, dass der Fluss sauber genug ist für die olympischen Schwimmer. 

26.07.2024 17:48

Der Chemiekonzern BASF zieht weitere Anlagenschließungen in Ludwigshafen in Erwägung. Konkrete Pläne nannte der neue Vorstandschef Markus Kamieth nicht. Die soll es auf einem Strategie-Update Ende September geben

Der Chemieriese BASF räumt im Stammwerk Ludwigshafen weiter auf und prüft die Schließung zusätzlicher Anlagen. „Wir haben in Ludwigshafen Herausforderungen“, sagte der neue Vorstandschef Markus Kamieth bei der Präsentation der Quartalsbilanz am Freitag. Der Standort müsse an die sich verändernden Marktbedingungen angepasst werden, da in Europa für die Chemieindustrie kein starkes Wachstum mehr zu erwarten sei. „Im Zuge der Entwicklung eines Zielbilds für den Standort Ludwigshafen werden wir natürlich weitere Anlagenanpassungen vornehmen.“ Für Ende September kündigte Kamieth ein Strategie-Update an, das auf einem Kapitalmarkttag für Investoren vorgestellt werden soll.

Kamieth hatte Ende April das Ruder von seinem Vorgänger Martin Brudermüller übernommen und damals schon klar gemacht, dass sich der weltgrößte Chemiekonzern weiter verändern müsse. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten betonte er am Freitag allerdings auch, dass Ludwigshafen für lange Zeit der größte und wichtigste Standort der BASF bleiben werde. „Die BASF der Zukunft wird sich auf einen starken, wettbewerbsfähigen und auch dann profitablen Standort Ludwigshafen verlassen.“ Eine Analyse habe ergeben, dass der Kern des Verbunds weiter wettbewerbsfähig sei. „Aber wir haben auch festgestellt, dass eine ganze Reihe von Anlagen, insbesondere in der Perspektive nach vorne, Wettbewerbsschwierigkeiten hat. Wir müssen also hier auch weitere Anlagenschließungen in Erwägung ziehen.“ Details nannte er nicht.

Der ehemalige Asienchef Kamieth muss BASF aus der tiefen Krise führen, in der sich die Chemieindustrie befindet. Die Branche litt lange unter einer schwachen Nachfrage und hohen Produktionskosten. Schon Anfang 2023 war entschieden worden, dass in Ludwigshafen elf energieintensive Anlagen geschlossen werden. Erst kürzlich kündigte BASF an, wegen der wachsenden Konkurrenz durch Generika-Anbieter bis Ende des Jahres aus der Produktion des Unkrautvernichters Glufosinat-Ammonium auszusteigen. Betroffen sind davon die Standorte im Chemiepark Knapsack in Hürth sowie im Industriepark Höchst in Frankfurt mit rund 300 Arbeitsplätzen. Wegen des schleppenden E-Automarkts überprüft BASF zudem seine Investitionen ins Geschäft mit Batteriematerialien.BASF: Eine Frage des Timings

Brudermüller hatte zu Jahresbeginn den Sparkurs am Stammsitz Ludwigshafen verschärft, da BASF seit zwei Jahren in Deutschland rote Zahlen schreibt. Eine weitere Milliarde Euro soll jährlich eingespart werden, auch ein fortgesetzter Stellenabbau ist damit verbunden. Zahlen dazu nannte BASF nicht. Finanzchef Dirk Elvermann erklärte, die Sparprogramme seien auf Kurs. „Wir sind auf gutem Weg, die angestrebten jährlichen Einsparungen von 2,1 Mrd. Euro bis Ende 2026 zu erreichen.“ Kamieth betonte, BASF müsse dafür jeden Stein umdrehen. „Die Milliarde liegt nicht mal eben so am Werkstor.“

Ergebniseinbruch im Agrarchemiegeschäft

Für 2024 rechnet BASF unverändert mit einem Anstieg des bereinigten Betriebsgewinns auf 8,0 bis 8,6 (2023: 7,7) Mrd. Euro. Dafür muss sich der Konzern im zweiten Halbjahr aber noch strecken: Nach den ersten sechs Monaten stand ein Ergebnisrückgang von knapp drei Prozent auf 4,67 Milliarden zu Buche. Voraussetzung für das Erreichen der Jahresziele seien höhere Preise, betonte Finanzchef Elvermann. Zum einen habe es im ersten Halbjahr einen positiven Volumentrend gegeben, aber auch der Preisdruck lasse etwas nach. „Und das macht uns hoffnungsvoll für das zweite Halbjahr. Dazu ist es aber auch erforderlich, dass der Preisdruck weiter nachlässt und dass wir wieder Pricing Power haben.“

Im zweiten Quartal hinterließen ein deutlich schwächeres Agrarchemiegeschäft und niedrigere Preise ihre Spuren. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) lag mit 1,96 Mrd. Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Analysten hatten sich allerdings mit 2,05 Milliarden mehr erhofft. BASF setzte 16,1 Mrd. Euro um, ein Minus von knapp sieben Prozent binnen Jahresfrist. Das Unternehmen konnte in der Hälfte seiner Sparten Ergebniszuwächse verbuchen, im Agrarchemiegeschäft brach der Betriebsgewinn allerdings wegen geringerer Nachfrage und niedrigerer Preise für Glufosinat-Ammonium um fast 66 Prozent ein. Die Schließung der Glufosinat-Anlagen wird im dritten Quartal zu zusätzlichen Sonderbelastungen im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich führen.

Die Aktien von BASF führten zum Wochenschluss die Verliererliste im Dax mit einem Minus von zeitweilig mehr als drei Prozent an. 

26.07.2024 17:30

Monatelang wurde spekuliert, dass OpenAI, das Unternehmen hinter dem KI-Chatbot ChatGPT, Google mit einer eigenen Suchmaschine herausfordern könnte. Nun ist es so weit. Was über SearchGPT bekannt ist und wer es nutzen kann

OpenAI bringt eine Testversion seiner lang erwarteten Suchmaschine auf den Markt. Am Donnerstag stellte das Unternehmen die Anwendung mit dem Namen „SearchGPT“ vor. Bislang ist das Tool lediglich „einer kleinen Gruppe von Nutzern“ zugänglich, heißt es auf der Website. Ein kurzes Video bietet allen anderen Interessenten aber bereits einen Vorgeschmack. Im Unterschied zu Google liefert das Tool Antworten anstatt Links. Bei einer Suchanfrage werden die auf Websites gefundenen Informationen direkt zusammengefasst, zugehörige Quellenangaben erscheinen am Ende jeder Antwort. Anschließend gibt es die Möglichkeit, Folgefragen zu stellen wie auch bei ChatGPT. Beim Prototypen soll es nicht bleiben. In der Ankündigung heißt es, langfristig visiere OpenAI an, „die besten dieser Funktionen in Zukunft direkt in ChatGPT zu integrieren.“

Doch warum ist dieser Markt für das Softwareunternehmen überhaupt von Interesse? Der Techexperte und -investor Philipp Klöckner sagt dazu: „Der Einstieg in den Suchmarkt könnte OpenAI auch dabei helfen, den enormen Kapitalbedarf des KI-Trainings zu stillen. Ein weiteres Geschäftsmodell könnte Phantasie für die nächste Runde und eine Bewertung nördlich von 100 Milliarden wecken.“ Auch das Thema Daten sei von enormer Relevanz. „Durch eine Suchmaschine würden Nutzer noch regelmäßiger mit OpenAI interagieren und dabei auch mehr Daten hinterlassen. Beides ist für jede Technologiefirma spannend“, so Klöckner.

Fehlerhafte Suchergebnisse

Das Video des Prototyps macht deutlich, dass sich die Anwendung noch in der Entwicklung befindet, denn gleich der erste Eintrag ist fehlerhaft. Gefragt wird nach Musikfestivals im August in Boone, North Carolina. SearchGPT antwortet mit einer Liste von Veranstaltungen, kurzen Beschreibungen, den Links zur Quelle der Informationen – und behauptet mit Verweis auf die Website, das Appalachian Summer Festival finde vom 29. Juli bis 16. August statt. Ein Autor des Magazins „The Atlantic“ prüfte die Information und stellte fest, dass das Festival tatsächlich vom 29. Juni bis 27. Juli stattfindet. Google gibt auf dieselbe Anfrage klassisch eine Reihe von Links aus, wobei die Website des Appalachian Summer Festivals an erster Stelle steht.

Die Panne bei SearchGPT kommt nicht überraschend. Heutige KI-Chatbots sind bekannt für sogenannte Halluzinationen: Momente, in denen die Software mit voller Überzeugung falsche Behauptungen vorträgt. Das Problem hat etwas mit der Funktionsweise von ChatGPT und Co. zu tun: Die Software schätzt anhand der Datenmassen, mit denen sie angelernt wurde, Wort für Wort ab, wie ein Satz weitergehen könnte. Die Folge können völlig falsch zusammengewürfelte Angaben sein, selbst wenn nur korrekte Informationen ins Programm einflossen. Die Entwickler arbeiten an zusätzlichen Checks, um solche Fehler künftig zu vermeiden. 

ChatGPT FAQ

Wachsende Konkurrenz für Google

OpenAI ist nicht das einzige Unternehmen, das Google mit einer KI-Suchmaschine angreift. Auch Konkurrenten wie You.com und Perplexity drängen auf den Markt. Zu ihren Geldgebern gehören namhafte Investoren wie der Chiphersteller Nvidia, Amazon-Gründer Jeff Bezos und Shopify-CEO Tobias Lütke. Es sei jedoch schwer, die Suchgewohnheiten von Nutzern zu ändern, gibt Techexperte Philipp Klöckner zu bedenken: „Google ist bestens vertikal integriert. Browser Chrome, Betriebssystem Android und Verträge mit Apple, Samsung oder Mozilla befestigen das Suchmonopol. Wer immer Google Marktanteile abringen will, braucht viel Ausdauer und eine Umverteilung wird, wenn überhaupt, graduell über Jahre passieren.“

Während Medienunternehmen die KI-Suchmaschinen zunächst kritisch gesehen haben, findet bei einigen ein Umdenken statt. Die Sorge war groß, dass die neuen Suchmaschinen Klickzahlen auf die Webseiten verringern. Mittlerweile haben viele Medienhäuser ein Geschäftsmodell darin erkannt, Partnerschaften einzugehen und ihre Inhalte zur Verfügung zu stellen. Zu den Unternehmen, die mit OpenAI kooperieren, gehören unter anderem der Medienkonzern Axel Springer, Rupert Murdochs Zeitungsimperium News Corp und die „Financial Times“. 

26.07.2024 16:30

Mögen auch alle unzufrieden mit ihm und seiner Regierung sein, den Kanzler ficht das nicht an. Olaf Scholz ist nämlich zufrieden mit sich und glaubt an eine zweite Amtszeit. Die Realität dringt nicht mehr zu ihm vor

Die Nachricht dieser Woche lautet: Olaf Scholz ist nicht Joe Biden. Das gilt selbstverständlich für seine körperliche und mentale Verfassung – der 66-jährige Scholz ist unzweifelhaft um einiges fitter als der 15 Jahre ältere amerikanische Präsident. Und das gilt offenkundig auch für sein Amtsverständnis: Anders als Biden hegt Scholz keinerlei Absicht, sein Amt als Bundeskanzler in absehbarer Zeit freiwillig zu räumen, auch nicht für einen anderen, vielleicht beliebteren und aussichtsreicheren Spitzenkandidaten seiner SPD für die Bundestagswahl im kommenden Jahr. „Ich werde als Kanzler antreten, um erneut Kanzler zu werden“, stellte Scholz kurz und knapp vor der Berliner Sommerpause in einer Pressekonferenz diese Woche klar. 

Sommer-Pressekonferenzen sind ein festes Ritual im Berliner Politik- und Medienbetrieb. Jedes Jahr stellt sich der jeweilige Amtsinhaber den Fragen der Berliner Journalisten, bevor er oder sie dann in den Urlaub verschwindet. Und jedes Mal ist der Auftritt – für beide Seiten – eine schmale Gratwanderung zwischen aufrichtigen Fragen und Auskünften und eitler Profilierungssucht. Denn natürlich ist so eine Pressekonferenz kein Ort, an dem ein Kanzler ernsthaft seine Ambitionen und seine Zukunft öffentlich verhandeln würde. Das weiß er und das wissen die Fragenden. Andererseits wäre es auch merkwürdig, in Vorausahnung dieser absehbaren Weigerung die naheliegendsten Fragen nicht zu stellen. Und so werden diese Termine notwendigerweise zu einer Tänzelei um Allgemeinplätze und gezielte Unverschämtheiten. 

Wenn der letzte Auftritt des Kanzlers vor der Sommerpause eine Erkenntnis zu Tage förderte, dann diese: Eine Realität, die ihn in irgendeiner Weise interessieren müsste oder herausfordern könnte, gibt es für Olaf Scholz hierzulande nicht. Umfragewerte sind Umfragewerte und eben keine Wahlergebnisse, dasselbe gilt für Popularitätswerte möglicher Konkurrenten – alles bestenfalls flüchtige Momentaufnahmen, die morgen schon vergessen sein können. Nichts, wonach sich ein Kanzler und Amtsinhaber richten müsste. Ebenso wenig die Frustration von eigenen Ministern und der Widerstand des eigenen Fraktionsvorsitzenden, oder Ungereimtheiten in der Haushaltsplanung: alles vergänglich, irgendwie irgendwann lösbar und damit bereits jetzt nicht weiter von Belang.

Einfach immer weitermachen

Schon immer war Scholz ein Meister der Autosuggestion. Ein Großteil seiner Karriere und spätestens sein Aufstieg vom Finanzminister zum Bundeskanzler (trotz einer rüden Abfuhr in seiner SPD, als es um den Parteivorsitz ging) beruhte genau darauf: allen Zahlen, Einschätzungen und Überzeugungen der anderen zum Trotz den Glauben an das eigene Können nicht aufzugeben und einfach immer weiterzumachen. Bis er endlich da war, wo er immer hinwollte: im Kanzleramt. Alle Zweifel und Unzulänglichkeiten einfach wegnegieren – genauso will es Scholz weiterhin halten, mag seine SPD bei den kommenden Landtagswahlen noch so schlecht abschneiden. „Meine Überzeugung ist, dass wir die Sache gedreht bekommen“, sagte er.

Politik als Wille und Vorstellung, dieses Motiv ist nicht komplett neu. Es gab auch in Deutschland immer wieder Politik-Darsteller, die vor allem das waren, was sie selbst – mitunter auch nur phasenweise – als Bild von sich vermitteln wollten: Gerhard Schröder etwa, Guido Westerwelle auch, oder Karl-Theodor zu Guttenberg. Doch in all diesen Fällen gab es immer eine Phase, in denen das Bild verfing, in denen sich Wille und Ehrgeiz wenigstens eine Zeit lang übertrugen auf einen kritischen Teil der Bevölkerung: Schröder, der Macher; Westerwelle, der Rächer der Steuerzahler; Guttenberg, der Alles-Könner. Nur bei Scholz blieb immer der Verdacht, dass sein Wahlsieg 2021 mit gerade mal 25,7 Prozent der Stimmen ein bestenfalls glücklicher Zufall der Geschichte war. Weil die anderen eben noch schwächer waren. Wobei man Scholz zumindest zugestehen muss, dass er als einer von ganz wenigen an diese glückliche Fügung tatsächlich immer geglaubt und auch alles dafür getan hat, damit es so kommt. Elite Panel Text

Was nun zu der Frage führt, ob Scholz tatsächlich dieses Wunder in eigener Sache noch ein zweites Mal vollführen kann: noch mal Kanzler – wider alle Umfragen, Stimmungen, Prognosen und Gegenkandidaten? 

Ganz ausschließen kann man dieses Wunder nicht, immerhin hat er es schon einmal geschafft. Zudem ist der aktuelle Vorsprung seiner Gegner, allen voran des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, längst nicht so gefestigt, wie es heute scheint. 

Andererseits spricht dieses Mal doch sehr viel dagegen: Anders als 2021 ist die Methode der Autosuggestion heute bekannter, sie wird sehr viel genauer analysiert und mit der Realität, wie sie die meisten Menschen bis auf den Kanzler offenkundig wahrnehmen, abgeglichen werden. Zumal Scholz diesmal, anders als 2021, nicht aus der Position eines weithin akzeptierten Fachministers startet, sondern als Chef vom Ganzen nun wirklich für alle Zweifel und Miseren dieser Regierung haften wird. Und drittens ist, anders als von ihm erhofft, da draußen in der Welt seines Wahlvolkes keine Wende zum Besseren in Sicht: kein glorreicher Aufschwung, der neue Jobs und neuen Wohlstand verspricht, kein Durchbruch auf Schiene und Straße, mit dem plötzlich wieder der Verkehr rollen würde und kein Transporter, der die öffentliche Verwaltung mal eben ins 21. Jahrhundert beamen würde. 

Wer sagt es ihm?

Wenn man Scholz wohlgesonnen ist, muss man sagen, dass genau darin seine Kanzlerqualitäten liegen können: mit unbedingtem Willen das Unmögliche zu schaffen. Olaf Scholz als sozialdemokratische Version von Tom Cruise – es sieht so aus, als wenn zumindest Scholz diese Idee nicht ganz abwegig finden würde. 

Man kann diese Eigenschaft aber auch kritischer würdigen – als eben jene Verweigerung gegenüber der Realität, die auch einem Joe Biden schließlich zum Verhängnis wurde. Der wollte auch viel zu lange nicht wahrhaben, dass er nicht mehr über die Kondition für einen Wahlkampf und weitere vier Jahre im Präsidentenamt verfügt. Der Rochade mit seiner Stellvertreterin Kamala Harris stimmte er erst zu, als ihm selbst die treuesten Freunde ihre Gefolgschaft aufkündigten. Folgt man dieser Linie, dann kann es mit Scholz noch eine ganze Weile so weitergehen – bis die Sozialdemokraten die Panik erfasst. Und Scholz doch den Biden macht. 

26.07.2024 15:28

Die Luxuskaufhausgruppe KaDeWe geht zum 1. August auf die neuen Eigentümer über. Doch vorher sollen noch kurzfristig rund 100 Beschäftigte ihre Kündigungen erhalten. Zumindest ein Worst-Case-Szenario wurde abgewendet

Bei der insolventen KaDeWe-Gruppe kommt es im Zuge der Komplettübernahme durch die neue Eigentümerin Central Group zu einem größeren Personalabbau als bislang bekannt. Wie aus internen Unterlagen hervorgeht, sollen bei der Luxuskaufhausgruppe kurzfristig weitere rund 100 Stellen gestrichen werden. Ziel der neuen Betreiberin sei es, das Geschäft zum 1. August mit dann noch 1370 Beschäftigten zu übernehmen, heißt es in einer aktuellen Information an die Mitarbeiter, die Capital vorliegt. Somit stehe man „noch in der Pflicht, vor der Übergabe der Vermögenswerte und des Geschäftsbetriebs kurzfristig Personalstärken beziehungsweise Personalstrukturen anzupassen“, heißt es weiter. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters über die Pläne berichtet.

Bereits bekannt war, dass die KaDeWe-Gruppe den Bereich E-Commerce schließt und ihren Onlineshop einstellt. Davon betroffen waren rund 30 Stellen.

Die KaDeWe-Gruppe, zu der neben dem Nobelkaufhaus in Berlin auch das Hamburger Alsterhaus und der Münchner Oberpollinger sowie ein Head Office in Berlin gehören, war Anfang des Jahres infolge der Pleitenserie bei der Signa-Gruppe von René Benko in die Insolvenz gerutscht. Mitte Juni wurde dann mitgeteilt, dass Benkos langjähriger Joint-Venture-Partner bei der KaDeWe-Gruppe, die Central Group aus Thailand, die Signa-Anteile in Höhe von 49,9 Prozent übernimmt. 

Die Übernahme soll nun zum 1. August erfolgen. Dafür geht der Betrieb von der bisherigen The KaDeWe Group GmbH auf eine neu gegründete Gesellschaft namens KaDeWe GmbH über. Der alleinige Geschäftsführer der neuen KaDeWe GmbH, einer über eine Luxemburger Retailholding gehaltenen hundertprozentigen Tochter der Central Group, wird der langjährige KaDeWe-Topmanager und bisherige Chief Retail Officer Timo Weber. Als Chefsanierer an der Spitze der Gruppe hatte seit Mai zuletzt der externe Restrukturierungsexperte Josef Schultheis gestanden. Bei der insolventen Altgesellschaft wiederum soll auch nach dem 1. August das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung weiterlaufen, die Firma wird abgewickelt. 

Durchbruch bei den Mieten

Vor dem Vollzug der Übernahme hat die Central Group darüber hinaus bei einem anderen wichtigen Thema einen Durchbruch erzielt, um die Kaufhausgruppe mit allen drei Stores fortführen zu können. Wie es in den internen Unterlagen heißt, hat die künftige Eigentümerin der KaDeWe-Gruppe die seit Monaten laufenden Verhandlungen über die Mieten für das Alsterhaus und den Oberpolllinger zwischenzeitlich „erfolgreich abgeschlossen“. Central Group

Die drei Kaufhausimmobilien, in denen die KaDeWe-Gruppe Mieterin ist, gehörten über Jahre zu den Schmuckstücken von Benkos wichtigster Immobiliengesellschaft Signa Prime. Nach deren Insolvenz Ende 2023 hatte die Central Group in diesem Jahr bereits die Berliner KaDeWe-Immobilie für einen Kaufpreis von rund 1 Mrd. Euro übernommen. Die jeweiligen Objektgesellschaften, über die Signa das Alsterhaus sowie das Oberpollinger hielt, befinden sich dagegen seit Monaten in separaten Insolvenzverfahren. 

Unter Benko hatte die KaDeWe-Gruppe für die Nutzung der drei Immobilien extrem hohe und stark steigende Mieten bezahlen müssen. Nun hat sich die Central Group mit dem Insolvenzverwalter von Alsterhaus und Oberpollinger auf neue Mieten verständigt – wohl zu günstigeren Konditionen. Wegen des zähen Ringens um die Miethöhe soll es sogar fraglich gewesen sein, ob die KaDeWe-Gruppe alle drei Standorte fortführen kann, also auch das Alsterhaus und den Oberpollinger. Bei beiden Immobilien spielt der Versicherer Signal Iduna eine wichtige Rolle, weil er über Sicherheiten aus lang laufenden Darlehen verfügt. Eine Sprecherin der Central Group wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Die KaDeWe-Gruppe ließ Fragen von Capital zunächst unbeantwortet. Später teilte das Unternehmen mit: „Wir haben einen weiteren Schritt zur Übergabe des Geschäftsbetriebs an den künftigen Betreiber getan.“ Laut der aktuellen Mitarbeiterinformation sollen die betriebsbedingten Kündigungen noch in diesem Monat ausgesprochen werden. „Rund 100 Mitarbeitende, für es keine Aufgaben in der Gruppe mehr geben wird, wurden bereits oder werden derzeit persönlich angesprochen“, heißt es darin. Dazu sei diese Woche auch ein Sozialplan verhandelt worden. Die Beschäftigten, die ihre Kündigungen erhalten, sollen bis zu ihrem Ausscheiden Ende Oktober dabei helfen, die insolvente Altgesellschaft abzuwickeln.

26.07.2024 14:47

Ob bestes Start-up, beste Anwendung oder geniale Persönlichkeit – wir zeichnen herausragende Leistungen im Bereich Künstliche Intelligenz aus. Machen Sie mit beim Best of AI Award 2024 und melden Sie sich hier an

Künstliche Intelligenz, darin sind sich die meisten Unternehmensführer einig, wird unsere Wirtschaft verändern wie nur wenige technische Entwicklungen zuvor. Maschinen lassen sich leichter steuern, Software schneller programmieren, komplizierte industrielle Prozesse könnten auf mittlere Sicht deutlich rascher optimiert und verändert werden. Das Ergebnis könnten Unternehmen sein, die produktiver arbeiten, innovativer sind und Geschäftsmodelle entwickeln, an die zuvor niemand gedacht hat.

Der Weg dahin aber hat schon begonnen. Capital will daher in einem Wettbewerb ermitteln, wo im deutschsprachigen Raum schon erfolgreich mit Künstlicher Intelligenz (KI) gearbeitet, neue Verfahren aufgebaut und Produkte entwickelt werden. Gemeinsam mit dem appliedAI Institute for Europe und der Unternehmensberatung Odgers Berndtson suchen wir mit dem „Best of AI Award 2024“ herausragende Anwendungsfälle, Start-ups und Persönlichkeiten aus dem Bereich KI.

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26.07.2024 14:30

Visa ist seit fast 40 Jahren Sponsor der Olympischen Spiele. Worauf das Unternehmen dabei achtet, und warum Kunden ihren Mietwagen längst mit einer Debitcard zahlen können, erklärt Zentraleuropachef Albrecht Kiel

Capital: Herr Kiel, Sie sind mit Visa einer der großen Sponsoren bei den Olympischen Spielen in Paris. Steckt da auch ein eigenes Interesse dahinter?
ALBRECHT KIEL: Auf jeden Fall. Ich werde hoffentlich einiges selber schauen können. Meine große Leidenschaft war mal das Fechten. Aber auch sonst bin ich vielseitig interessiert: Tennis, Leichtathletik, Schwimmen – das sehe ich mir alles an, wenn möglich.

Gerade ist die Fußball-EM in Deutschland vorbeigegangen. Warum sponsern Sie Olympia und nicht die EM, wo mit Alipay+ ein chinesisches Unternehmen offizieller Zahlungspartner war?
Wir haben bereits große Fußballsponsorings abseits der EM. Wir waren der erste eigenständige Sponsor des Uefa-Frauenfußballs und arbeiten eng mit der Fifa zusammen – und das sind nur zwei Beispiele. Olympia unterstützen wir seit fast 40 Jahren. Wir wissen, dass wir unsere Marke mit den Olympischen und Paralympischen Spielen emotionalisieren können. Außerdem teilen wir die Werte von Gleichberechtigung und Inklusion. Diese Kriterien müssen für uns passen.

Albrecht Kiel ist seit Oktober 2015 Regional Managing Director für Zentraleuropa bei Visa. Er verantwortet das Geschäft in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden.
Albrecht Kiel ist seit Oktober 2015 Regional Managing Director für Zentraleuropa bei Visa. Er verantwortet das Geschäft in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden.
© Visa

Unter den Sponsoren der Olympischen Spiele sind deutlich mehr westliche Traditionsmarken als bei der Fußball-EM. Dort kamen allein fünf von 13 Unternehmen aus China. Hat dieses Umfeld für Sie eine Rolle gespielt?
Nein, davon machen wir unser Sponsoring nicht abhängig. Wie gesagt, wir sind seit fast 40 Jahren dabei – andere Marken kommen und gehen. Am Anfang standen vor allem japanische Unternehmen neben uns, später waren es koreanische, und jetzt sind chinesische Firmen eben aktiver. Wir entscheiden immer nur mit Blick auf uns selbst, ob es passt und sich unsere Pläne realisieren lassen. 

Wie passt Olympia denn mit Ihren Werten zusammen, wenn es doch immer wieder Korruptionsvorwürfe um das Internationale Olympische Komitee gibt? Bei der Fifa wurden schon ähnliche Anschuldigungen laut.
Wir reden hier von den grundsätzlichen Werten des Sports. Die olympischen und paralympischen Spiele sind einzigartige Veranstaltungen, die Menschen auf der ganzen Welt zutiefst bewegen, die weltweit Begeisterung auslösen. 

Vor allem im Fußball ist auffällig, wie häufig die Sponsoren bei Großevents zuletzt gewechselt haben. Sind Sportsponsorings kompetitiver geworden – und müssen auch Sie sich stärker strecken als früher?
Nein, das kann ich nicht feststellen. Natürlich ist Sport auch ein großes finanzielles Engagement von uns. Das ist es aber schon seit Jahrzehnten. Auch wenn wir eine der zehn wertvollsten Marken weltweit sind, müssen wir in diese investieren. Das hat seinen Preis. Ich kann aber nicht feststellen, dass sich das in der Breite deutlich erschwert hat. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich langfristige Sponsorings auszahlen. Es dauert eben einige Zeit, bis sich die Wahrnehmung der Marke durchsetzt. 

IV Alipay+

Wie aggressiv ist der Wettbewerb mit der asiatischen Konkurrenz namens Alipay+ und Wechat, die auch um Ihre Werbeplätze buhlt?
Wir sind in über 200 Ländern tätig. Da ist es nur logisch, dass man immer wieder auf Wettbewerb trifft. Wir merken, dass uns dieser Wettbewerb besser macht – und er ist auch für die Verbraucher gut. Es geht darum, ihnen die beste Art zu zahlen zu bieten. Darauf konzentrieren wir uns.

Gab es denn etwas, das sie von diesen chinesischen Konkurrenten gelernt haben? 
Natürlich gucken wir rechts und links, was die Konkurrenz anders und vielleicht auch erfolgreicher macht. Ich stelle aber fest, dass unser eigenes Engagement funktioniert. Wir konnten das Zahlungsvolumen mit Visa Debit- und Kreditkarten in Deutschland im vergangenen Jahr um 25 Prozent steigern, die Zahl der Transaktionen sogar um 33 Prozent. Wir sind also im Wettbewerb durchaus erfolgreich.

Wen wollen Sie mit Ihrer Olympia-Kampagne eigentlich ansprechen?
Grundsätzlich richten wir uns an alle Bevölkerungsgruppen. Zugleich müssen wir in unserer Olympia-Kampagne fokussieren. Deshalb richten wir unsere Medienaktivitäten an zwei großen Zielgruppen aus: den Millennials und der Gen Z, weil wir gerade in diesen jüngeren Zielgruppen Relevanz und Sympathie aufbauen wollen. Außerdem fungieren wir als Plattform für unsere 14.500 Partnerbanken weltweit, die über uns die Spiele nutzen können – zum Beispiel mit Gewinnspielen für ihre Kunden.

Und wann sind die Olympischen Spiele für Visa ein gelungenes Event?
Wir messen unterschiedliche Metriken zu Geschäftsentwicklung und Marketing – ausgegebene Karten, Aktivierungen, Markenpräferenz. Diese Daten sind gut, aber es braucht immer einen Rest an Überzeugung, sonst rechnet sich kein Sponsoring der Welt. Wir haben zum Beispiel gemeinsam mit den genossenschaftlichen Banken den Vereinswettbewerb „Inklusion durch Sport“ ins Leben gerufen und ermöglichen 30 Gewinnern, die Spiele vor Ort in Paris zu erleben. Damit wollen wir kein großes Marketing machen. So etwas ist eine Prinzipien-Entscheidung, hinter der wir und unsere Partner zu 100 Prozent stehen. 

Wie der Trade-Republic-Gründer neue Zielgruppen für das Aktiensparen begeistern will

Zu Ihren Partnern gehören auch immer mehr Fintechs. Zuletzt haben Sie einen Marketing-Coup mit dem Neobroker Trade Republic gefeiert, wo Kunden jetzt eine Debit-Karte mit Saveback bekommen können. Welche Bedeutung haben Fintechs inzwischen für Sie?
Wir sind in der Tat sehr aktiv in diesem Bereich. Das drücken wir auch mit unserem Standort in Berlin aus, wo viele Fintechs sitzen, und der jetzt zum Visa-Innovationszentrum ausgebaut wird. 

Was springt für Sie dabei heraus, wie viel lässt sich mit Fintechs verdienen?
Ich möchte mich nicht zu einzelnen Partnern äußern. Aber Trade Republic hat ja zum Ausdruck gebracht, dass sie mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden sind. Und dann sind wir es auch.

Sie haben eine operative Marge von 67 Prozent, ihre Eigenkapitalrendite beträgt 46 Prozent. Das sind schöne Zahlen, die Visa für viele Anleger interessant macht. Aber lassen die sich in Zukunft halten, wenn die Fintechs zu immer günstigeren Zahlungslösungen führen?
Die operative Marge ist nicht der Gewinn. Wir investieren auch massiv. Wir glauben, dass sich unsere Investitionen am langen Ende lohnen werden. Ein Beispiel: wir haben in den vergangenen fünf Jahren über 10 Mrd. Dollar in Betrugsbekämpfung und Cybersecurity investiert. Wir gehen davon aus, dass wir weltweit dadurch allein im vergangenen Jahr 40 Mrd. Dollar an Betrugsschäden verhindert haben. Unsere Künstliche Intelligenz analysiert bis zu 500 Risikoattribute binnen Millisekunden, anhand derer Banken entscheiden, ob sie eine Transaktion akzeptieren. Das heißt: für Banken, Fintechs und Händler gibt es einen großen Mehrwert, Visa-Zahlungen zu ermöglichen. 

Was wird Ihre Branche in den kommenden Jahren am stärksten prägen?
Das Thema Sicherheit. Es ist nicht neu, aber immer wieder aktuell – und es ist der höchste Wert im Zahlungsverkehr. Als Außenstehender kann man sich wahrscheinlich schwer vorstellen, wie komplex das Thema ist, und wie schnell es sich wandelt. Echtzeitzahlungen sind dafür ein Beispiel. Wir beobachten hier Regulierungsinitiativen, die Banken vorschreiben, stärker gegen Betrug vorzugehen. Für uns ergeben sich dadurch neue Geschäftsfelder, aber auch immer wieder extrem herausfordernde Aufgaben.

Letzte Frage: Wann kann ich endlich mit einer Visa Debit-Karte einen Mietwagen buchen?
Das können Sie jetzt schon. Unsere Debit- und Kreditkarten sind technisch gleich. Eine Kaution können Sie mit beiden hinterlegen. Darüber klären wir auch die Verleiher auf, da gibt es bei manchen leider ein Informationsdefizit.

26.07.2024 13:30

Die Krise in der Autoindustrie schlägt auch auf Mercedes durch: Der Gewinn ist im zweiten Quartal um ein Fünftel zurückgegangen – auch weil sich die teuren E-Autos der deutschen Nobelmarke in China nicht verkaufen

Ein schwächelndes China-Geschäft und weniger Verkäufe von Spitzenmodellen machen dem Autobauer Mercedes-Benz zu schaffen. Konzernchef Ola Källenius sprach am Freitag bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal von einem „herausfordernden Geschäftsumfeld“. Insbesondere in der Volksrepublik stellt sich das Unternehmen auf eine weiter schleppende Nachfrage ein. „Es wäre nicht realistisch zu erwarten, dass von einem Tag auf den anderen im zweiten Halbjahr die Konsumentenstimmung besser wird“, sagte Källenius.

Auch Porsche hatte zuletzt eingeräumt, dass auf dem chinesischen Markt keine rasche Erholung in Sicht ist, und stellt sich auf anhaltenden Gegenwind ein. In der Volksrepublik schwächelt derzeit vor allem die Nachfrage nach Premium-Fahrzeugen, insbesondere nach teuren E-Autos. Källenius sagte, nach der Coronapandemie sei die Zuversicht der Kunden noch nicht zurückgekehrt. Dazu komme die anhaltende Krise am Immobilienmarkt, die insbesondere wohlhabende Chinesen trifft – die typischen Kunden der deutschen Premium-Hersteller.

Mercedes bekommt auch zu spüren, dass zuletzt weniger Spitzenmodelle verkauft wurden, die üblicherweise eine deutlich höhere Gewinnmarge mit sich bringen als kleinere Fahrzeuge. Der Anteil am Gesamtabsatz habe im zweiten Quartal mit 14 Prozent um zwei Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau gelegen, sagte Källenius. „Wir gehen davon aus, dass sich der Absatz und der Modellmix in der zweiten Jahreshälfte verbessern werden – unterstützt durch weitere Markteinführungen insbesondere im Top-End-Segment.“

Prognose für Marge im Autogeschäft etwas reduziert

Insgesamt sank der Umsatz bei Mercedes im Frühjahrsquartal um 3,9 Prozent auf 36,7 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis brach um knapp ein Fünftel auf 4 Mrd. Euro ein. Davon war besonders das Autogeschäft betroffen: Die bereinigte Rendite in der Sparte lag mit 10,2 Prozent deutlich niedriger als im Vorjahr, erholte sich jedoch etwas gegenüber dem bereits schwachen Jahresauftakt. Ihre Erwartungen für das Gesamtjahr schraubten die Stuttgarter dennoch herunter und rechnen nun mit einer Spanne von zehn bis elf Prozent, bislang waren es zehn bis zwölf Prozent gewesen.08-07-24 Ziesemer

Weil zugleich das kleinere Geschäft mit Vans und Transportern besser laufen soll als bislang angenommen, bekräftigte der Dax-Konzern trotz der Flaute in den ersten sechs Monaten seine Prognose im Großen und Ganzen. Insgesamt soll der Konzernumsatz das Vorjahresniveau von 153 Mrd. Euro erreichen. Das operative Ergebnis erwartet Mercedes „leicht“ unter Vorjahr – darunter verstehen die Schwaben einen Rückgang um fünf bis 15 Prozent.

An der Börse gaben die Aktien zunächst nach, drehten dann aber ins Plus. Einige Investoren hätten wohl erwartet, dass Mercedes seinen Ausblick reduziere, und zeigten sich nun erleichtert, dass lediglich die Prognose für die Gewinnspanne im Autogeschäft eingegrenzt worden sei, sagte Stephen Reitman, Analyst bei der Investmentbank Bernstein. „Im Großen und Ganzen hat sich Mercedes erholt, aber der Absatz und der Mix blieben schwach“, schrieben die Citi-Analysten. 

26.07.2024 12:30
Das Aus der Steuerklassen 3 und 5 kommt – ab 2030. Wie viel mehr oder weniger Netto der Wechsel ins Faktorverfahren bringt und wie Paare ihren Lohn anderweitig optimieren können
26.07.2024 11:00

Die neue Kandidatin der Demokraten bringt viel Schwung in den US-Wahlkampf – und die aktuellen Zahlen aus der Wirtschaft dürften ihr helfen. Die wichtigsten Daten zu den Themen, die die USA bewegen

Es waren wohl zwei der ereignisreichsten Wochen der jüngeren US-Geschichte. Zuerst das versuchte Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump, dann der Parteitag der Republikaner und die Vorstellung von Trumps Vize-Kandidat J.D. Vance. Und schließlich der Rückzug des amtierenden Präsidenten Joe Biden und der Wechsel zur neuen demokratischen Kandidatin Kamala Harris mitten in der heißen Wahlkampfphase.

Das alles geschieht in einem derartigen Tempo, dass die Portale der Datenananalysten wie Fivethirtyeight die Entwicklung in ihren gewichteten Umfrage-Durchschnittswerten noch gar nicht aufgreifen können. Bisher gibt es nur vereinzelte Erhebungen, in denen die Befragten sich zwischen einer bereits feststehenden Kandidatin Harris und Trump entscheiden konnten. Das Ergebnis: In einem einfachen Schnitt der ersten Umfragen liegt Trump landesweit 1,3 Prozentpunkte vor Harris. Der Abstand ist geringer als bei Biden aber immer noch eindeutig.

Aktuell aussagekräftiger sind womöglich andere Daten, die den restlichen Wahlkampf prägen werden. Was spricht für und was gegen Harris, jetzt, da sie das inhaltliche Erbe der amtierenden US-Regierung antritt? Capital sammelt kontinuierlich wichtige Umfragewerte und wirtschaftliche Kennziffern, die diesen Zweikampf begleiten.

Zunächst zum Geld: Harris hat gleich zum Start die Wahlkampfkasse von Biden übernommen und viel Geld von neuen Spendern eingesammelt. Das Resultat dürfte sich in den Finanzen ihres Teams in den kommenden Wochen zeigen. Aktuell allerdings liegt Trump vorne. Jeden Monat müssen die Wahlkampfteams ihre Einnahmen und Ausgaben an die Föderale Wahlkommission melden, und hier zeigt sich bisher ein Vorsprung für den Republikaner.

Die amerikanischen Wählerinnen und Wähler dürfte allerdings eher interessieren, wie sich ihre persönliche ökonomische Lage entwickelt. Die alte Frage „Geht es Ihnen besser oder schlechter als vor vier Jahren?“  und die Antwort darauf werden auch diesmal wieder Einfluss auf das Wahlergebnis haben. 

Der Aufschwung nimmt wieder Fahrt auf

Und hier gilt: Die US-Wirtschaft läuft gut, und sie legt aktuell an Dynamik sogar wieder zu. Während das erste Quartal 2024 eher enttäuschend verlief, nähert sich das Wachstum nun wieder der Dreiprozentmarke. Beigetragen haben das Konjunkturprogramm „Inflation Reduction Act“, sinkende Energiepreise und ein gut laufender Arbeitsmarkt. Für Harris ist das ein gutes Signal, da sie in ihren Reden auch die Bilanz der gemeinsamen Arbeit mit Biden anpreist. Sollte sich der Trend verstetigen, kann ihr das im Wahlkampf helfen.

Bidens Wirtschaftspolitik gilt unter den meisten Beobachtern als erfolgreich. Unter „Bidenomics“ wurden die Erneuerbaren Energien ausgebaut und damit Jobs geschaffen. Allerdings geht eine historisch einzigartige Phase zu Ende. Solange wie noch nie war die von den US-Behörden ausgewiesene Arbeitslosenrate unter dem Wert von vier Prozent geblieben. Das ist nun vorbei. Seit Mai steht wieder eine Vier vor dem Komma.

Inflation schwächt sich ab

Beim größten Sorgenkind der US-Regierung aber  – der Preissteigerung – hat unlängst spürbare Entspannung eingesetzt. Die Inflation liegt nur noch bei drei Prozent und damit in einem Bereich, der Hoffnungen weckt. Die Aussicht, dass die Zentralbank den Leitzins senken und damit die Kreditaufnahme erleichtern kann, rückt näher.

Traditionell reagieren die US-Bürger in einem Bereich besonders empfindlich auf die Preise, und zwar beim Treibstoff. Und auch hier wird die Lage sichtbar besser. Erstmals seit Monaten gingen die Kosten an den Zapfsäulen zuletzt wieder spürbar nach unten.

Wird die Laune wieder besser?

Wie aber schlagen sich die gemischten Rahmendaten in der Stimmung der Amerikaner nieder – also in dem, was letztlich an der Wahlurne entscheidend sein könnte? Das Vertrauen der US-Bürger in die Wirtschaftslage – so wie es regelmäßig von der University of Michigan erhoben wird – machte zu Anfang des Jahres einen deutlichen Sprung nach oben, erreichte den höchsten Wert seit Sommer 2021 und stieg im März noch weiter. Nun aber geht es wieder recht deutlich abwärts. Inzwischen lässt sich das als Trendwende interpretieren, ein eher schlechtes Zeichen für Harris.

Wie zentral eine gute Einschätzung der Wirtschaftslage ist, zeigen die langfristigen Präferenzen der Wähler: Ökonomische Themen spielen für die Menschen die größte Rolle, wie das Meinungsforschungsinstitut Pew Research in seiner aktuellen Erhebung feststellt.

Probleme mit der Einwanderung

Allerdings spielen neben ökonomischen Faktoren auch andere Themen eine Rolle, und dazu gehört die illegale Einwanderung. Es ist ein Problemfeld für die Regierung, da vor allem an der südlichen Grenze der USA in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine steigende Zahl von Versuchen der nicht legalen Einreise registriert wurde. Einen parteiübergreifenden Deal für die Grenze hatten die Republikaner aus wahltaktischen Gründen in einer Blockadeaktion im Kongress verhindert. Trotzdem gibt es in den ersten Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr einen deutlich rückläufigen Trend, den man im Weißen Haus zufrieden registriert haben dürfte. Für Harris ist dies besonders wichtig: Sie war offiziell mit der Aufgabe betraut worden, an der Grenze für Ordnung zu sorgen.

Was dieses durchaus positive Gesamtlage für Harris bedeutet, wird sich erst in einigen Wochen deutlicher abzeichnen. Bisher wurde sie ja nur als „Vize“ bewertet und nicht als mögliche künftige Präsidentin. Trotzdem aber lässt sich aus den Meinungsumfragen über die Demokratin ein Trend ablesen: Im Gegensatz zu Biden sind ihre Zustimmungswerte in den vergangenen Monaten eher gestiegen, die Ablehnung ist geringer geworden. 

Die Ausgangslage für die Wahl hat sich somit deutlich verändert: Mit Harris als Kandidatin hat die Demokratische Partei wieder eine reelle Chance, die Wahl im November zu gewinnen. Einfach allerdings wird das nicht. Das Wirtschaftswachstum und auch der Arbeitsmarkt sprechen durchaus für die amtierende Regierung. Die Inflation aber ist das größte Ärgernis für viele Wähler, und sie sinkt nur langsam. Harris wird viel Hoffnung schüren müssen, wenn sie diese komplexe Lage für sich nutzen will.

Hinweis: Dieser Artikel zur US-Wahl wird laufend aktualisiert.

26.07.2024 09:49
Erneut sind die Kurse der Technologie-Aktien abgesackt. Setzt damit nun ein Abwärtstrend ein, der etwas länger anhalten wird? Das könnte sein. Aber es kann auch ein guter Einstiegszeitpunkt sein
26.07.2024 08:30

Niemand verlässt das eigene Zuhause in einer Mietwohnung ohne guten Grund. Das können Mieter tun, wenn der Vermieter wegen Eigenbedarf kündigt.

Eine Wohnung ist mehr als nur ein Schlafplatz. Hier, an ihrem Zuhause, kennen Mieterinnen die Nachbarn und Kassierer im Supermarkt, sind im Sportverein und wissen, welche Restaurants am Wochenende das beste Essen liefern. Kinder besuchen eine Schule oder einen Kindergarten in der Nähe, in der sie Freunde gefunden haben.

Flattert dann eine Kündigung wegen Eigenbedarfs in den Briefkasten, ist die Verzweiflung groß: Mieterinnen müssen ihr Zuhause aufgeben, einen teuren Umzug bezahlen und eine neue Bleibe finden. Das ist nicht einfach: In Großstädten fehlen fast zwei Millionen bezahlbare Wohnungen, berichtete die Hans Böckler Stiftung im Jahr 2023. Doch manchmal können sich Mieterinnen wehren und in den geliebten vier Wänden bleiben. Denn nicht immer ist eine Kündigung rechtmäßig.

Nur für nahestehende Angehörige

Vermieter dürfen Eigenbedarf anmelden, wenn sie die Wohnung für sich selbst oder nahestehende Angehörige nutzen wollen. Zu letzteren zählen Ehepartner, eingetragene Lebenspartner, Eltern, Großeltern, Schwiegereltern, Kinder, Stiefkinder, Geschwister, Enkel, Nichten und Neffen. Auch eingetragene Lebensgefährten oder ihre Kinder, Haushaltshilfen oder Pflegekinder, die mit im Haushalt des Vermieters leben, können ein Grund für eine Kündigung sein. Entfernte Verwandte wie Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen genauso wie bereits geschiedene Ehe- und Lebenspartner fallen allerdings nicht unter diese Regelung. Sind die Wohnungseigentümer juristische Personen – etwa Aktiengesellschaften oder GmbHs – dürfen sie ebenfalls nicht auf Eigenbedarf kündigen.

Der Vermieter muss im Kündigungsschreiben genau benennen, für wen er Eigenbedarf anmelden möchte – ansonsten ist die Kündigung unwirksam. Das kann ein Satz sein wie „mein Sohn Max Mustermann wird mit seinem Freund in die Wohnung ziehen“. Anschließend muss er begründen, warum er gerade diese Wohnung braucht. Zulässige Gründe sind beispielsweise, dass die Wohnung näher am Arbeitsplatz liegt oder sich die Lebensumstände geändert haben, also der Vermieter etwa, weil er mit einem Partner zusammenziehen will, eine größere Wohnung braucht. Auch finanzielle Einbußen, weil die jetzige Wohnung des Vermieters teurer ist als sein Eigentum, sind ein triftiger Grund. Die Wohnung als Arbeitszimmer oder als Übergangsbleibe zu nutzen, während der eigene Wohnsitz renoviert wird, zählt dagegen nicht. 

Zusätzlich muss der Vermieter die gesetzlichen Kündigungsfristen beachten: Bei einer Mietdauer bis fünf Jahre beträgt diese drei Monate, zwischen fünf und acht Jahren sechs Monate und darüber hinaus neun Monate. 

Im Nachgang kassieren

Nach dem Auszug des Mieters muss der Vermieter seinen angekündigten Plan auch in die Tat umsetzen. Er kann also nicht für seine Mutter Eigenbedarf anmelden und anschließend seinen Bruder einziehen lassen. Sollte er doch nicht einziehen und die Wohnung stattdessen wieder vermieten wollen, muss er dies begründen können. Sonst steht der Vorwurf des vorgetäuschten Eigenbedarfs im Raum. Dann kann der ausgezogene Mieter Schadensersatz verlangen. In der Regel haben Mieterinnen und Mieter Anspruch auf die Differenz zwischen alter und neuer Miete.

Welche Mieterhöhungen zulässig sind

Menschen, die eine besondere Form der Belastung erleben, haben außerdem die Möglichkeit, der Kündigung wegen sozialer Härte zu widersprechen. Wenn sie beispielsweise krank, schwanger oder besonders alt sind, wird das Mietverhältnis so lange fortgeführt, bis die Belastung nicht mehr besteht. Bei besonders alten Menschen kann das sogar bis an ihr Lebensende sein. Umschulungsschwierigkeiten der Kinder, eine Prüfungssituation oder finanzielle Schwierigkeiten können ebenfalls soziale Härte begründen. Auch wenn Mieter keine neue Wohnung finden, kann das ein Grund für einen solchen Widerspruch sein. Das gilt allerdings nur, solange sie keine zumutbare Vergleichswohnung finden, wobei „zumutbar“ weit zu verstehen ist. In Ballungsräumen kann der neue Wohnsitz auch deutlich kleiner und teurer sein. 

Mieterinnen müssen einen Widerspruch spätestens zwei Monate vor Beendigung des Mietverhältnisses aussprechen. Anschließend beauftragt ein Gericht ein Sachverständigengutachten und bestimmt daraufhin, ob im konkreten Fall soziale Härte besteht. 

Wenn Mieter sich unsicher sind, ob eine Kündigung rechtmäßig ist oder ob sie sich mit einem Widerspruch wegen sozialer Härte wehren sollten, können sie sich Hilfe bei einem Mieterverein holen. Abgesehen davon gibt es zahlreiche Fachanwälte, die sich auf Mietrecht spezialisiert haben und besonders bei bestehender Rechtsschutzversicherung eine gute Option sind. 

26.07.2024 07:00

Mit CO2-Gutschriften schönen Großkonzerne wie Chevron, Apple & Co. ihre Klimabilanz. Doch bei vielen Projekten handelt es sich um reines Greenwashing. UN-Generalsekretär Antonio Guterres will das nun unterbinden

Ein Stahlhersteller, der in Indien die Luft verpestet, aber in die Wiederaufforstung des Regenwalds im Amazonas investiert. Ein Kraftwerksbetreiber aus Deutschland, der Solarzellen in Afrika finanziert. Oder ein Ölkonzern aus den USA, der Geld für Wasserkraft auf den Fidschi-Inseln gibt. An einem Ort gegen das Klima sündigen, aber anderswo Gutes für den Globus tun, das ist die Idee hinter CO2-Kompensation.

Doch was zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es viel zu oft offenbar auch. Techgiganten, Öl- und Gasproduzenten und Energiekonzerne nutzen den Handel mit sogenannten CO2-Zertifikaten bislang massiv, um ihre Klimaversprechen zu erreichen. Sie beteuern, ihre Emissionen durch freiwillige Einsparungen rund um die Welt zu neutralisieren. Doch weil immer mehr Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Systems aufkommen, will die UNO dem globalen Ablasshandel nun offenbar einen Riegel vorschieben.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres will sich laut der britischen „Financial Times“ gegen die weitere Anrechnung der CO2-Gutschriften bei der Bewertung der Klimaneutralität von Firmen aussprechen. Das geht aus Entwürfen einer Task Force zu den globalen CO2-Märkten hervor, die Guterres ins Leben gerufen hat und die die Zeitung einsehen konnte. Darin heißt es: „Verwendete CO2-Zertifikate (Carbon Credits) können nicht als eigene Emissionsminderung der Verschmutzer gezählt werden.“

Der Ausgleich ist oft Augenwischerei

Guterres ist schon länger als Kritiker von Klimakompensation bekannt. In einer Rede im vergangenen Jahr forderte er die Wirtschaft zu „echter Dekarbonisierung“ auf und verlangte von Firmen, „dubiose Ausgleiche oder Carbon Credits“ zu vermeiden. Zudem kommt den Treibhausgasemissionen von Großkonzernen enorme Bedeutung für das Weltklima zu: Glaubt man den Zahlen der gemeinnützigen Organisation „Carbon Disclosure Project“, sind nur 100 Firmen verantwortlich für mehr als 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.Klimaprojekte in China: Wie viel geld hat Deutschland verprasst? 12.10

Der Vorstoß von Guterres könnte daher Folgen für den wachsenden Markt von CO2-Initiativen weltweit haben: Laut der Unternehmensberatung Boston Consulting Group soll er bis 2030 auf etwa 10 bis 40 Mrd. US-Dollar wachsen. Doch wenn das System den Segen der UNO verlieren sollte, wären viele der Projekte schlechter vermittelbar. Zudem steht die UNO bislang eigentlich voll hinter dem internationalen Handel mit Klima-Gutschriften. Sie hat sogar ein eigenes E-Commerce-Portal eingerichtet, auf dem Konzerne, Organisationen oder Einzelpersonen CO2-Zertifikate kaufen können, um ihre Emissionen zu kompensieren. Umso bedeutsamer wäre daher eine Kehrtwende.

Milliardenschwindel mit dem guten Gewissen

Die Anbieter von solchen CO2-Gutschriften stehen schon lange in der Kritik, weil diverse Studien ergeben haben, dass ihre Angaben zu den eingesparten Treibhausgasen massiv übertrieben, nicht nachvollziehbar oder die Einsparungen nicht dauerhaft sind. Demnach sind im weltweiten CO2-Zertifikatemarkt schlechte oder betrügerische Projekte nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

Eine Untersuchung des britischen „Guardian“ etwa kam erst im vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass selbst die 50 größten Klimaprojekte der Welt, die bislang die meisten Zertifikate verkauft haben, nur wenig bis gar nichts dazu beitragen, den globalen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Rund vier Fünftel der Initiativen seien weitestgehend nutzlos, urteilte das Blatt. Dennoch hätten Konzerne dafür 1,16 Mrd. Dollar ausgegeben.

Das lag vor allem daran, dass Hinweise auf Lecks in den Anlagen gefunden worden wären, die Emissionen nur verlagert worden seien oder auch ohne das teure Investment stattgefunden hätten. Bei einem Wiederaufforstungsprojekt in Zimbabwe etwa seien die CO2-Einsparungen um das Fünf- bis 30-Fache übertrieben gewesen.

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.

25.07.2024 19:30

Hier steigen die Promis aus dem Showbusiness gerne ab. Unserem Hotelkolumnisten imponiert jedoch das Wohlfühlerlebnis der Extraklasse, das den Gast erwartet

Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.
Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.

Was macht eine Metropole einzigartig? Das können am besten ihre Einwohner beantworten. Davon geht zumindest der internationale Gastronomie- und Kulturführer „Time Out“ aus. Im vergangenen Jahr baten die Herausgeber abermals 20.000 Menschen darum, ihren Wohnort zu bewerten: Sie fragten das Preis-Leistungs-Verhältnis der Restaurants ab, das Veranstaltungs- und Naherholungsangebot, und sie wollten wissen, wie glücklich die Menschen in ihrer Stadt leben. Das Resultat? Berlin schaffte es auf den dritten Platz, Kapstadt belegte Rang zwei, und New York liegt ganz weit vorne.

Das wundert mich keineswegs, auch für mich ist ein Aufenthalt in der US-Ostküsten-Metropole stets ein echter Höhepunkt. Gerade weil auch diese angeblich niemals schlafende Stadt durch die Coronapandemie doch mal zur Ruhe gezwungen worden war. Es hat ihr nicht geschadet, und mittlerweile ist New York wieder so quirlig wie gewohnt, die vielen erstklassigen Hotels, vor allem in Manhattan, sind ausgebucht. Auf meiner Liste ganz oben mit dabei: das vielfach ausgezeichnete The Mark Hotel.

Allein seine privilegierte Lage auf der Upper East Side, an der Madison Avenue, Ecke 77. Straße – und nur einen Block vom Central Park entfernt –, macht das 1927 im Stil der Neorenaissance errichtete Gebäude zu einer legendären Adresse. In New Yorks „kühnstem Luxushotel“, wie es die Betreiber vollmundig selbst getauft haben, steigen regelmäßig Stars und Sternchen ab. Während der jährlichen Benefizveranstaltung zugunsten der Kostümsammlung des Metropolitan Museum of Art, der berühmten „Met Gala“, wird The Mark gar zu dessen inoffiziellem roten Teppich. Schließlich sind es bis zum Museum auch auf High Heels nur rund 500 Meter.

Fassade des The Mark an der Madison Avenue
Fassade des The Mark an der Madison Avenue
© PR

Mehr noch als die Promis aus dem Showbusiness imponiert mir, was dem Gast ein Wohlfühlerlebnis der Extraklasse verschafft. Etwa das ab 2009 komplett neu gestaltete Interieur, bei dem sich der renommierte französische Innenarchitekt Jacques Grange wahrlich austoben durfte. Auf ihn vertrauten schon Kunden wie Modedesigner Yves Saint Laurent und Prinzessin Caroline von Monaco. 

Typisch für Granges Stil sind Schwarz-Weiß-Kontraste wie in der Lobby mit dem effektvoll gestreiften Boden. Die Einrichtung kombiniert Sonderanfertigungen mit Antiquitäten aus Paris sowie Möbel, Deko und Leuchten von bekannten Designern wie Ron Arad, Todd Eberle oder Karl Lagerfeld. Schmunzeln musste ich über die vielen humorvollen Zeichnungen des Illustrators Jean-Philippe Delhomme, auf denen man Details des Hotels, Mitarbeiter und prominente Gäste erspähen kann.Buch_neu

Mit 152 Zimmern und Suiten gehört das Boutiquehotel für New Yorker Verhältnisse eher zu den kleinen Häusern. Zum Ausgleich leistet sich The Mark Hotel dafür die größte Penthouse-Suite der USA, die sich über die Stockwerke 16 und 17 erstreckt. Von den üppigen 1100 Quadratmetern entfallen rund 230 Quadratmeter allein auf die exklusive Dachterrasse. Hinzu kommen fünf Schlafzimmer, ein Wohnbereich mit acht Meter hoher Decke, sechs Bäder, ein Dampfbad, offene Kamine und private Aufzüge zu den Gemächern. Eine Nummer kleiner fehlt es aber auch in meiner Zimmerkategorie an nichts. Selbst der Wasserdruck in der Dusche ist ordentlich, was in dieser Stadt erstaunlicherweise selbst in der Luxusklasse keine Selbstverständlichkeit ist.

Von der Grandezza des Penthouses ist die intime The Mark Bar zwar weit entfernt. Dafür punktet sie aber mit exzellenten Weinen, darunter vorzügliche und seltene französische Gewächse. Die Speisekarte im Hotelrestaurant des Sternekochs Jean-Georges Vongerichten samt einer riesigen Dessertauswahl ist international geprägt, was ich nicht unbedingt erwartet hätte. Unbedingt bestellen sollten Sie den Caesar Salad aus Romana-Herzen mit Parmesan, Sauerteig-Croûtons und Chiliflocken. 

Speisen des Restaurants: Caviar Kaspia
Speisen des Restaurants: Caviar Kaspia
© PR

Luft nach oben gibt es noch beim Frühstück. Den vielen Mitarbeitern mangelt es an Koordination. So warte ich zehn Minuten lang auf meinen Cappuccino. Dazu ein kleiner Exkurs: Das gleiche Heißgetränk habe ich beim Flug mit Singapore Airlines bestellt, obwohl es in der Economyclass nicht zum Angebot zählt. Beim Aufwachen wurde er mir dennoch serviert. Durch diese Bereitschaft zur Extrameile im Service zählt die Fluglinie seit vielen Jahren zu den Spitzenreitern in diversen Rankings. Auch hier zahlt sich neben komfortabler Ausstattung die exzellente Schulung der Mitarbeiter aus, die dreimal länger dauert als bei den meisten Konkurrenten. So ein Aufwand macht eben den Unterschied – im Flieger wie im Tophotel.

Business-Check

Raths Reise-Rating

25.07.2024 18:30

Das KI-Start-up stand zuletzt in der Kritik wegen niedrigem Umsatz und offensiv kommunizierten Finanzierungsrunden. Alles Geld fließe und man liege aktuell vor Plan, kontert CEO Jonas Andrulis im Interview

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25.07.2024 17:45

Die KI-Hoffnung aus Deutschland schwächelte jüngst. Jetzt will sich CEO Andrulis auf Kunden aus Verwaltung und Mittelstand konzentrieren statt sich mit US-Riesen zu duellieren. Erster Kunde: Baden-Württemberg

25.07.2024 17:09

Millionen weniger Fahrgäste, ein neuer Milliardenverlust und zu viele Verspätungen. Das erste Halbjahr lief schlecht für die Deutsche Bahn. Stellenabbau und Einsparungen sollen die Wende bringen


 

Streiks, Extremwetter, Baustellen, miese Pünktlichkeit – die Probleme der Deutschen Bahn spiegeln sich im ersten Halbjahr auch in den Zahlen wider. Weniger Passagiere fuhren mit IC und ICE, dazu schreibt der bundeseigene Konzern neue Milliardenverluste. 

Im ersten Halbjahr fuhr der Konzern unterm Strich, also nach Zins- und Steuerzahlungen, einen Verlust von 1,2 Mrd. Euro ein. Im Vorjahreszeitraum war es nur ein knappes Minus von 70 Mio. Euro gewesen. Allein im operativen Geschäft fiel ein Verlust von 680 Mio. Euro an. Der Umsatz ging bereinigt um drei Prozent zurück auf 22,3 Mrd. Euro. Das dicke Minus führte die Bahn unter anderem auf Unwetter und die Lokführerstreiks im Frühjahr zurück, die 300 Mio. Euro gekostet hätten. 

Mit Stellenstreichungen und Ausgabenkürzungen will der Konzern nun aus den roten Zahlen kommen. Nicht nur die Gleise müssten saniert, sondern auch die Güterbahn und der Personenverkehr wieder profitabel werden, teilte das Staatsunternehmen am Donnerstag mit. Dies wird auch das Personal treffen. „Wir müssen mehr Bahn mit weniger Menschen schaffen“, kündigte Finanzvorstand Levin Holle an. Es gehe um 30.000 Stellen, die in den nächsten fünf Jahren in erster Linie in der Verwaltung gekürzt werden sollen. Allein dieses Jahr sollen dort 1500 Arbeitsplätze wegfallen. An anderer Stelle könnten aber neue Jobs entstehen, Betriebspersonal werde etwa weiterhin gesucht. Insgesamt hat die Bahn rund 211.000 Beschäftigte in Deutschland.

Millionen Menschen weniger in IC und ICE

Der Konzern räumte ein, dass die Eisenbahn in Deutschland durchweg Verluste produziert. Im März hatte er bereits mit einer Ausgabensperre reagiert, mit der 2024 mehrere hundert Millionen Euro eingespart werden sollen.

Wegen mangelnder Pünktlichkeit und der Netzsanierung sei beispielsweise der Passagierzustrom im Fernverkehr abgeebbt. Es fuhren noch 64 Millionen Menschen mit IC und ICE, vier Millionen weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Pünktlichkeit werde im Gesamtjahr zwischen 63 und 67 Prozent liegen, deutlich unter den angepeilten 70 Prozent. Der Betriebsverlust der Sparte stieg so auf 230 Mio. Euro. Zudem mache sich das günstige Deutschlandticket im Nahverkehr bemerkbar, durch das mehr Menschen mit Regional- statt Fernzügen führen.

Die Bahn-Sanierung beginnt – doch die Zweifel wachsen

Die Zuversicht ist aber groß, dass der negative Trend nicht lange anhält. Laut Holle lief es im Juni mit Blick auf die Umsätze im Fernverkehr schon wieder deutlich besser als in den Monaten davor, im Regionalverkehr wurden auch aufgrund der Deutschlandtickets im ersten Halbjahr sechs Prozent mehr Fahrgäste gezählt als im Vorjahreszeitraum. Vor allem auf den zentralen Strecken sei die Nachfrage da, sagte Bahnchef Lutz.

In einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Strategiepapier deutet die Sparte allerdings Ausdünnungen von Strecken in Randbereichen an. Man werde ein zuverlässiges Grundangebot in den Regionen fahren, „wo immer es wirtschaftlich tragfähig ist“, heißt es darin. Von den Fernverbindungen schrieben 60 Prozent Verluste, gerade die Randstrecken. Man werde das Angebot „neu adjustieren“. Lutz bestritt jedoch, dass die Bahn derzeit Kürzungen plane. „Es gibt weder konkrete noch andere Pläne, im Fernverkehr irgendwelche Verbindungen strukturell und nachhaltig auszudünnen“, sagte er. Allerdings sei der Verkehr derzeit aufgrund des hohen Baugeschehens an einigen Stellen reduziert worden. 

Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ äußerte dagegen Verständnis: „Es gibt Strecken, da fährt der ICE nicht schneller als der Regionalexpress. Da fahren die Leute selbstverständlich mit dem Deutschlandticket als teuer im ICE“, sagte Verbandschef Detlef Neuß der „Rheinischen Post“. Außerdem handele es sich dabei schon immer um problematische Strecken für die Bahn.

Nur Schenker schreibt schwarze Zahlen

Nicht nur im Fernverkehr wurden weniger Menschen transportiert, bei der Güterbahn auch zehn Prozent weniger Fracht. Die Sparte machte erneut Verluste und steckt in einer Dauerkrise fest. Im ersten Halbjahr wuchs das Minus auf 260 Mio. Euro, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die EU will den jahrelangen Ausgleich der Verluste von DB Cargo durch den Gesamtkonzern nicht mehr hinnehmen, da er den Wettbewerb mit anderen Bahn-Unternehmen verzerrt. Der Bund verhandelt seit Monaten mit der Kommission.

Nennenswert schwarze Zahlen schrieb allein die internationale Spedition Schenker, die zum Verkauf steht. Sie erzielte einen Betriebsgewinn von 520 Mio. Euro, aber auch das sind 100 Mio. Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Bahn will für Schenker noch dieses Jahr einen Käufer finden. Die Erlöse sollen vor allem in den Schuldenabbau fließen, denn der Konzern ist trotz einer Kapitalerhöhung von 3 Mrd. Euro durch den Bund in diesem Jahr mit 33 Mrd. Euro verschuldet. 

21-02-24 Deutsche Bahn Bilanz PK

Immerhin konnte die Deutsche Bahn ihre hohen Verbindlichkeiten um rund 1 Mrd. Euro auf nunmehr 33 Mrd. Euro im Vergleich zum Jahresende reduzieren. Das lag zum einen an der Auszahlung eines ersten Teils der milliardenschweren Eigenkapitalerhöhung des Bundes, zum anderen am Verkauf der Auslandstochter Arriva.

Hoffnung auf ein positiveres Gesamtjahresergebnis

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zeigte sich angesichts der Verluste in fast allen Sparten des Konzerns besorgt. „Die Bilanzzahlen zeigen den dringenden Handlungsbedarf.“ Der Bund gebe das Geld für das Netz, die Bahn müsse aber wirtschaftlicher und wettbewerbsfähiger werden und „die Ansprüche, die die Menschen und Unternehmen zurecht an sie haben, erfüllen“.

Ein Großteil der Konzernverluste geht darauf zurück, dass die Bahn bei Investitionen in die Infrastruktur auch in diesem Jahr in Vorleistung gegangen ist. Für 2024 rechnet sie deshalb mit erheblichen Rückzahlungen des Bundes. Bahnchef Lutz hält deshalb am Ziel fest, dass am Ende des Jahres zumindest operativ, also vor Zinsen und Steuern, wieder ein Gewinn in Höhe von 1 Mrd. Euro steht. 

25.07.2024 16:58
Unterschiedliche Branchen, gleicher Führungsstil: Bei der Meyer Werft, der Warburg Bank und dem Benko-Imperium scheiterten auch autokratische Unternehmer. Bernd Ziesemer über einen Managertypus, der aus der Mode gekommen ist 
25.07.2024 15:45

Die Strategie der Bundesregierung zum Import von klimafreundlichem Wasserstoff lässt noch viele Fragen offen. Aber sie sendet Signale nach innen und außen, dass Deutschland ein Leitmarkt für grünen Wasserstoff werden will

 

Bis Ende 2028 könnte die erste grenzüberschreitende Pipeline zwischen Deutschland und Dänemark in Betrieb gehen. Die Importstrategie der Bundesregierung für Wasserstoff sieht einen schrittweisen Ausbau der Einfuhren bis zu 70 Prozent des Bedarfs vor. Das hält sie für erforderlich, um den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft voranzutreiben. „Ein Großteil des deutschen Wasserstoffbbedarfs wird mittel- bis langfristig durch Importe aus dem Ausland gedeckt werden müssen“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. 

Der Beschluss im Kabinett von dieser Woche hat einen langen Vorlauf benötigt. Kritiker halten die Strategie dennoch für unzureichend – zu unpräzise, zu wenig priorisiert. So betont der Industrieverband BDI die Bedeutung von Einfuhren für eine kosteneffiziente Deckung des heimischen Bedarfs; richtigerweise umfasse die Strategie dafür technologieoffen sowohl grünen wie kohlenstoffarmen Wasserstoff. Das wiederum wird von der Umweltorganisation Greenpeace bemängelt: „Wer die Klimakrise aufhalten will, darf nicht mit Wasserstoff aus Erdgas planen.“

Der BDI wiederum kritisiert, das Papier enthalte „nichts grundlegend Neues“. Für eine ambitionierte internationale Marktentwicklung brauche es mehr als „eine Ordnung bestehender Instrumente“. Vielmehr müssten Leitmärkte auf nationaler und europäischer Ebene gestärkt und mit ausreichend Mitteln ausgestattet werden. Will heißen, es müsse mutiger und in größeren Mengen von staatlicher Seite eingekauft werden – möglichst im EU-Verbund. Zügig erforderlich seien international anschlussfähige Zertifizierungssysteme und eine europäische Infrastruktur. 

Signal nach innen und außen

Die Bundesregierung will mit der Strategie ein „Signal“ an die deutsche Wirtschaft für eine verlässliche Versorgung des Industriestandorts mit ausreichenden Mengen an Wasserstoff senden. Vor allem grüner Wasserstoff soll eine Schlüsselrolle für Deutschlands Klimaziele bis 2045 spielen. In der Industrie – zum Beispiel in der Grundstoff-, Stahl- und Chemieindustrie – soll er die Basis sein für die Umstellung auf klimaneutrale Verfahren. H2 ist speicherbar und kann in manchen Industrieprozessen Kohle oder Öl ersetzen, was mit Strom nicht möglich wäre. Zum Einsatz kommen soll er aber auch im Schiffsverkehr, im Schwerlastverkehr sowie in Gaskraftwerken, die auf Wasserstoff umgerüstet werden, um die schwankende Produktion von Wind- oder Solarstrom auszugleichen. 

Für die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Kerstin Maria Rippel, bleiben indes „entscheidende Fragen offen“. So sei unklar, wie schnell der Wasserstoff komme und was er koste. Dabei seien Geschwindigkeit und Bezahlbarkeit wesentlich. Dazu brauche es Importstrukturen und passende Absicherungsinstrumente entlang der Lieferkette. Die Einkaufsplattform H2Global, die einen Markt schaffen soll, müsse besser finanziert werden. 

Entscheidend ist auch das Signal, das Deutschland mit der Strategie an potenzielle ausländische Lieferanten sendet: E will in der Zukunft ein zuverlässiger Abnehmer und Zielmarkt des Energieträgers sein. Schließlich fußt die Strategie auf einem strategischen deutschen Interesse, eine „nachhaltige, stabile, sichere und diversifizierte“ Versorgung mit ausreichend H2 und H2-Derivaten sicherzustellen. Infrastruktur in internationaler Dimension, das heißt Pipelines, Schiffe und Terminals, in die ohne sicheren Planungshorizont nicht investiert wird. 

Die Bundesregierung sollte sich nun auf ihr Kernziel konzentrieren, sagte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft. Und zwar „in kurzer Zeit große Mengen Wasserstoff und Derivate zu möglichst wettbewerbsfähigen Preisen importieren zu können“. 

Das sind die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit der Wasserstoffstrategie:

Woher soll der grüne Wasserstoff kommen? 
Grüner Wasserstoff wird mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Windkraftanlagen und Photovoltaik gewonnen. Er gilt als zentraler Hoffnungsträger, den Ausstoß von CO2 deutlich zu verringern. Daneben gibt es auch blauen Wasserstoff – produziert mit Erdgas und der unterirdischn Speicherung des anfallenden Klimagases CO2. Rund um den Globus ist das Potenzial erneuerbarer Energien für die Gewinnung von H2 gut verteilt, erläutert Andreas Löschel, Energieexperte an der Ruhr-Universtität Bochum. So könnten neue Abhängigkeiten wie vom billigen russischen Erdgas verhindert werden. Wo der Weg über Pipelines unwirtschaftlich oder technisch unmöglich ist, soll Wasserstoff verschifft werden.

Wie groß wird der Bedarf von Wasserstoff?
Der Bedarf ist immens. Die Bundesregierung erwartet laut Strategie im Jahr 2030 für Deutschland einen Bedarf an Wasserstoff und Derivaten in Höhe von 95 bis 130 Terawattstunden (TWSt). Das entspricht gut der Hälfte der 2023 laut Bundesnetzagentur hierzulande erzeugten erneuerbaren Energien. Die Wasserstoffnachfrage soll dann weiter steigen, bis zum Jahr 2045 auf etwa 360 bis 500 Terawattstunden für Wasserstoff sowie 200 Terawattstunden für Wasserstoffderivate. Das sei aber abhängig von Faktoren wie der Preisentwicklung und der Verfügbarkeit. Bedarfe gibt es laut Strategie vor allem in der Stahlindustrie, der Grundstoff- und Petrochemie, in der Mobilität und Logistik sowie bei Kraftwerken. 

Wie viel muss importiert werden?
Das Wirtschaftsministerium sieht die benötigten Importmengen für Wasserstoff 2030 schon bei 50 bis 70 Prozent des Bedarfs. „Damit wird Deutschland künftig weltweit zu den größten Wasserstoffimporteuren zählen.“ Es wird davon ausgegangen, dass langfristig etwa ein Drittel des Bedarfs heimisch produziert werden kann. In der Anfangsphase wird übergangsweise kohlenstoffarmer Wasserstoff und seine Derivate mit einbezogen, weil eine verlässliche Versorgung mit grünem H2 aus erneuerbaren Quellen in ausreichenden Mengen so schnell nicht zu gewährleisten ist. Finanzielle Förderung der Wasserstofferzeugung soll es aber nur für grünen Wasserstoff und seine Derivate wie Ammoniak und Methanol geben. 

Wie soll der Wasserstoff importiert werden?
Geplant ist der parallele Aufbau von Importinfrastrukturen für Pipeline- und Schiffstransporte. Dabei sollen auch bestehende Gaspipelines umgestellt werden, was laut Strategie zu Kostenersparnissen führen kann. Über Pipelines sind vor allem Wasserstoffimporte aus Europa geplant – die mittelfristig einen Großteil des Bedarfs decken sollen. Mindestens vier an eine Pipeline gebundene Importkorridore sollen im Nord- und Ostseeraum, Südwesteuropa und Südeuropa entstehen. Entlang dieser Korridore soll die Kooperation mit den jeweiligen Anrainerstaaten aufgebaut und vertieft werden, heißt es in der Strategie. 

Welche Wege führen nach Deutschland?
Die erste Pipeline ist zwischen Deutschland und Dänemark für 2028 geplant. Ab 2030 könnte eine Pipeline H2-Importe aus Norwegen ermöglichen, auch der Bau einer Röhrenverbindung mit Großbritannien wird geprüft. Daneben sieht der Südkorridor eine direkte und größtenteils aus umgewidmeten Erdgaspipelines bestehende Verbindung zwischen Algerien, Tunesien, Italien, Österreich und perspektivisch der Schweiz nach Deutschland vor. Für den Schiffstransport sollen geplante landseitige Terminals an den deutschen Küsten zum Import von Flüssiggas (LNG) so konzipiert werden, dass diese nach der LNG-Nutzung Wasserstoffderivate anlanden können. An Import-Terminals kann Ammoniak aus Wasserstoff wieder in seinen Urzustand umgewandelt werden.

Scholz Ägypten

Welche Lieferanten stehen bereit?
Die Bundesregierung hat bereits zahlreiche bilaterale Wasserstoff-Kooperationen geschlossen. Darunter sind Länder wie Australien, Chile, Großbritannien, Namibia, Saudi-Arabien, Südafrika und die Vereinigten Arabischen Emirate. In vielen dieser Länder gibt es großes Potenzial für den Ausbau der Solarenergie. Länder wie Saudi-Arabien aber gelten wegen der Menschenrechtslage als schwierige Partner. Mit Blick auf Entwicklungs- und Schwellenländer heißt es in der Strategie, der Aufbau von Wasserstoffmärkten gehe mit Chancen für die Entwicklung lokaler Wertschöpfungsketten und qualifizierten Arbeitsplätzen einher. Die Bundesregierung setze sich für die Einhaltung von Umwelt-, Sicherheits- sowie Sozialstandards ein.

Gibt es schon erste Verträge?
Ebenfalls mit Verzögerung hat Deutschland vor kurzem seinen ersten Einkaufsvertrag zur Einfuhr von grünem Wasserstoff abgeschlossen. Der „Beginn eines Markthochlaufs“, wie es hieß. Von 2027 bis 2032 sollen mindestens 259.000 Tonnen des Derivats Ammoniak per Schiff aus Ägypten geliefert werden. Liefern will die Firma Fertiglobal, hinter der Adnoc aus Abu Dhabi stehen soll. Der Produktionspreis des Ammoniaks soll bei gut 800 Euro pro Tonne liegen, zuzüglich Transportkosten. Der Wert der Lieferung dürfte so bei etwa 300 Mio. Euro liegen. Ursprung der erneuerbaren Energie sind in Ägypten noch zu bauende Solar- oder Windkraftwerke. Um in größerem Stil einkaufen zu können sind auch gemeiname Ausschreibungen mit den Niederlanden und Kanada geplant. 

Wie wird der Handel aufgebaut?
Eigentlich hatte die Regierung auf erste Lieferungen Ende 2024 gehofft. Die für den Import von Wasserstoff gegründete staatliche Stiftung „H2Global“ übernimmt als Handelsplattform eine Scharnierfunktion zwischen Produktionsländern vor allem im globalen Süden und Abnehmerstaaten. Die erste Pilotausschreibung für den günstigsten Anbieter war Ende 2022 gestartet. Auf der anderen Seite können jetzt Unternehmen für den Brennstoff bieten. Hier bekommt den Zuschlag, wer den höchsten Preis aufruft. Die erwartete Lücke zwischen Angebots- und Verkaufspreis wird über Fördergeld ausgeglichen. Die Stiftung ist mit insgesamt 4,4 Mrd. Euro ausgestattet.

Mit der Pilot-Ausschreibung hat die Regierung erstmals einen konkreten Hinweis zu den Kosten der grünen Wasserstoff-Produktion gegeben. Auf Basis des Ammoniak-Preises aus Ägypten komme man auf etwa 4,50 Euro Produktionskosten pro Kilo Wasserstoff, so das Wirtschaftsministerium mit. Das ist niedriger als in Marktstudien vorhergesagt. Als wettbewerbsfähig gilt grüner Ammoniak ab 4,40 Euro. Beim Einsatz von Erdgas für herkömmlichen grauen Wasserstoff, sind es etwa 3 bis 4 Euro. In Ägypten gelten zugleich die Verhältnisse vor Ort und die relativ kurze Entfernung als kostengünstig.

Mit dpa

25.07.2024 14:39

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